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Brandenburgische Wolfsverordnung bleibt hinter Erwartungen zurück

Brandenburgische Wolfsverordnung bleibt hinter Erwartungen zurück

Wendorff: „Die jetzige Wolfsverordnung ist maximal ein homöopathisches Beruhigungsplacebo für die Weihnachtsfeiertage!“
Weber: „Brandenburg hat Potential für den Wolf! Was fehlt ist das politische Potential für die mutigen Entscheidungen eines Wolfslandes!“

Im Ergebnis der gestrigen Informationsveranstaltung des MLUL haben sich die betroffenen Verbände des ländlichen Raumes enttäuscht über den aktuellen Stand der Brandenburgischen Wolfsverordnung (BbgWolfV) gezeigt. Der Entwurf erfüllt die in die Wolfsverordnung gesetzten Erwartungen nicht. Mit dem rasanten Anwachsen des Wolfsbestandes wächst auch die Zahl der Situationen, in denen zum Schutz von Menschen oder Weidetieren schnell und effektiv gehandelt werden muss.
Aus Angst vor Klagen seitens anerkannter Naturschutzverbände wurden die Regelungen der Wolfsverordnung sehr zurückhaltend und widersprüchlich formuliert. Zudem soll die Verordnung nur außerhalb der zahlreichen und großflächigen europäischen Naturschutzgebiete gelten, womit mehr als ein Viertel der Landesfläche Brandenburgs vom Geltungsbereich ausgenommen ist. Insbesondere für betroffene Weidetierhalter innerhalb dieser Schutzgebiete eine nicht akzeptable Lösung.

„Ich bin enttäuscht vom aktuellen Entwurf der Wolfsverordnung aus dem Brandenburger Landwirtschaftsministerium; Akzeptanz für den Wolf schafft man so nicht!“, fasst Henrik Wendorff, Präsident des Bauernverbandes und Vorstand im Forum Natur, seinen Eindruck zusammen. Das Papier bietet keinen Ansatz zu einer praxisnahen Lösung der Konflikte zwischen Weidetierhaltern und Wolf. Dass darüber hinaus kein einheitlicher Standard zum Schutz der Weidetiere festgesetzt wird, verstärkt die Verunsicherung bei den Tierhaltern zusätzlich. Es stellt sich die Frage, wie lange Schafe, Rinder und Pferde auf Grünlandflächen noch zum Landschaftsbild Brandenburgs gehörten.
Auch Thomas Weber, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes und Vorstand im Forum Natur, bewertet den Entwurf kritisch: „Der Grad an Praxisferne macht einen sprachlos!“. Dabei könne es auch nicht im Interesse der Umweltverbände sein, dass in der Praxis nicht funktionierende Regularien die Akzeptanz für den Wolf immer weiter schwinden lassen. „Mit großen Arealen auf Truppenübungsplätzen und zusammenhängenden Waldgebieten haben wir in Brandenburg viel Potential für den Wolf. Das heißt aber auch, konsequente und handhabbare Regelungen im Bereich menschlicher Siedlungen und dort, wo Weidetiere gehalten werden.“ Nicht zu akzeptieren sei es zudem, dass das Ministerium nicht willens sei, jagdrechtliche Belange zu berücksichtigen und nunmehr auf „staatliche Wolfsjäger“ zurückgreifen wolle.

Die Verbände fordern die vollständige Überarbeitung des Verordnungsentwurfes noch in diesem Jahr. Die Wolfsverordnung muss als ein wesentliches Element des Wolfsmanagements ein rasches und effektives Eingreifen in Konfliktsituationen ermöglichen. Vorbild dafür ist aus der Sicht der Landnutzerverbände das im nördlichen Europa seit Jahren bewährte Mittel der lokalen Schutzjagd auf Wölfe, wenn diese trotz Schutzmaßnahmen Weidetiere gefährden oder die nötige Distanz zu Menschen und Haustieren vermissen lassen.
Mit Blick auf die morgige Befassung im Agrarausschuss des Landtages appellieren die Verbände daher an die Abgeordneten, das parlamentarische Verfahren zu nutzen und ihrer gesetzgeberischen Verantwortung gerecht zu werden. „Dies ist ausdrücklich nicht die Verordnung der Verbände! Das sind nicht durchführbare Regelungen die beruhigen sollen, aber nur erneute Unruhe schaffen werden“, fasst Wendorff das Problem zusammen.

Ansprechpartner: Gregor Beyer, Geschäftsführer (+49 151 22655769)

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Bund lässt Brandenburg beim Wolf im Stich

Bund lässt Brandenburg beim Wolf im Stich

Bund lässt Brandenburg beim Wolf im Stich – Vogelsänger muss die UMK für klare Worte nutzen!

Wendorff: „Die Realitätsferne des BfN ist mittlerweile die Hauptursache für das Schwinden der Akzeptanz dem Wolf gegenüber“
Wellershoff: „Das Konzept des Bundes zum Wolfsmanagement ist eine verantwortungslose Zumutung für die Bevölkerung in Brandenburg und darüber hinaus!“

Die Mitgliedsverbände im Forum Natur haben sich anlässlich der aktuell veröffentlichten Hand-lungsempfehlungen für das Management von Wölfen* durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) entsetzt gezeigt. Die Tatsache, dass darin beispielsweise Wölfe, die sich über mehrere Tage im Abstand von weniger als 30 Metern von bewohnten Häusern zeigen, als grundsätzlich ungefähr-lich eingestuft werden sollen, sei eine vollständige Verkennung der Realität. „Wenn diese Zumu-tung für die Bevölkerung Gegenstand eines zukünftigen Wolfsmanagements werden würde, dann wäre der endgültige Verlust für die Akzeptanz des Wolfes todsicher“, stellt Dirk Wellershoff, Präsi-dent des Landesjagdverbandes und Vorstand im Forum Natur, klar. Gleichzeitig verweist er darauf, dass der erste sogenannte Problemwolf Brandenburgs, der Ende 2016 mehrere Tage im Vorgarten einer Kindertagesstätte im Havelland zu beobachten war, nach den BfN-Kriterien lediglich „erhöhte Aufmerksamkeit“ verlangt hätte. Erst wenn er auf Menschen aggressiv reagiert hätte, wäre er als gefährlich anzusehen gewesen. Die neueren Verlautbarungen des Bundesamtes reihten sich damit in die Historie von Fehleinschätzungen des deutschen Wolfsmanagements ein.
Das BfN säße immer noch dem Irrtum auf, nach dem Prinzip des „Problemwolfs“ diese Tiere in gute und schlechte Wölfe einteilen zu wollen. Es würde endlich Zeit, dass man sich, wie in den skandina-vischen Ländern bereits üblich, von diesem gänzlich falschen Ansatz verabschiede. Alleine Zeit, Ort und Gelegenheit entschieden beim Wolf darüber, ob das Tier zu einem Problem werde. „Wir for-dern die Landesregierung daher dringend auf, den in der kürzlichen Anhörung des Agrarausschusses diskutierten Ansatz des „Lupus non gratus“ weiter zu verfolgen“, stellt Wellershoff klar. Es müssten für Brandenburg endlich Bereiche definiert werden, in denen Wölfe grundsätzlich nichts zu suchen haben, während andere Areale, wie zum Beispiel große Truppenübungsplätze oder gro-ße zusammenhängende Waldgebiete, im Gegenzug als „Wolfsschutzgebiete“ ausgewiesen wer-den könnten.
Besonders unverständlich sei es auch, dass der Bund die Problemlage bezüglich der Übergriffe von Wölfe auf Weidetiere nicht erkannt habe. Man könne es nur als Starrsinn bezeichnen, dass Wölfe, „die Herdenschutzmaßnahmen überwunden haben und Weidetiere reißen“, in Bezug auf deren Gefährlichkeit nicht anders bewertet werden sollen als Wölfe, die keine Nutztiere töten. „Diesen Ansatz des BfN können wir nur als offene Kriegserklärung an die Weidetierhalter verstehen“, fasst Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes und Vorstand im Forum Natur, seine Kri-tik zusammen. Offenbar sei die Ferne des BfN von den direkt Betroffenen in Brandenburg, die sich schon mit der Verweigerung an der Teilnahme der Ausschussanhörung im Brandenburgischen Landtag gezeigt habe, einer realistischen Einschätzung nicht zuträglich.
Die Verbände im Forum Natur fordern Minister Vogelsänger auf, anlässlich der in der nächsten Wo-che stattfindenden Umweltministerkonferenz in Potsdam unmissverständlich klarzumachen, dass ein solch verfehlter Ansatz des BfN niemals Gegenstand einer brandenburgischen Wolfsverord-nung oder gar des landesweiten Wolfsmanagements sein könne. „Der Bund muss erkennen, dass seine unrealistische Verweigerungshaltung für pragmatische Problemlösungen mittlerweile der Hauptgrund für das Schwinden der Akzeptanz dem Wolf gegenüber im ländlichen Raum ist. Gleich-sam wirft dies auch die Frage auf, wer bei möglichen Wolfsangriffen auf einen Menschen zukünftig zur Verantwortung gezogen wird“, so Wendorff abschließend.

Ansprechpartner: Gregor Beyer, Geschäftsführer (+49 151 22655769)
* Hintergrund: Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das
Management, in Heft 11 von Natur und Landschaft – 92 Jahrgang (2017)

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Von Schweden lernen heißt „Wolf- und Weidetierzukunft“ gestalten!

Von Schweden lernen heißt „Wolf- und Weidetierzukunft“ gestalten!

Schmidt: „Sachverständige machen rechtliche Möglichkeit des europäischen Artenschutzrechts einschließlich der Schutzjagd auf Wölfe deutlich!“

Die Mitgliedsverbände des Forums Natur begrüßen es außerordentlich, dass sich der Agrarausschuss des brandenburgischen Landtages in seiner heutigen Anhörung mit den Fragen eines „aktiven Wolfsmanagements“ beschäftigt. Der dabei durch zwei hochrangige Mitarbeiter der schwedischen Naturschutzverwaltung zu erwartende Einblick in ein seit vielen Jahrzehnten etabliertes Wolfsmanagement, ist ein wichtiger Beitrag für die Debatte in Brandenburg. Der Vorsitzende des Forums Natur, Gernot Schmidt, macht mit Blick auf die bereits jetzt vorliegenden schriftlichen Stellungnahmen der Anzuhörenden deutlich, dass die Positionen der brandenburgischen Landnutzer bezüglich der bereits heute bestehenden rechtlichen Möglichkeiten eines „aktiven Wolfsmanagements“ in Schweden offenbar vollumfänglich umgesetzt sind und von der Europäischen Kommission ausdrücklich gebilligt werden. „Während wir kleinkarierte und in ihrer Emotionalität oftmals nicht zu übertreffende Debatten führen, machen uns die skandinavischen Länder vor, wie ein aktives Wolfsmanagement im rechtlichen Rahmen der für uns alle gültigen FFH-Richtlinie der EU funktioniert“, stellt Schmidt mit Blick auf die Anhörungsunterlagen klar.

Die rechtlichen Auseinandersetzungen in Schweden, so insbesondere das im Dezember 2016 letztinstanzlich gefällte Urteil des obersten schwedischen Verwaltungsgerichtes, hätten hinreichend gezeigt, dass eine sogenannte „Schutzjagd auf Wölfe“ vollumfänglich mit der EU Gesetzgebung vereinbar sei. Diese Schutzjagden sind in Schweden und Finnland ein wesentliches Werkzeug beim Herdenschutz, das dann zum Einsatz kommt, wenn andere Maßnahmen versagen oder der mit ihnen ver-bundene Aufwand unverhältnismäßig hoch ist. Dieser Ansatz müsse nun auch die Grundlage in Brandenburg sein, bei der theoretisierende Debatten endlich beendet gehören. „Ein aktives Management auf der rechtlichen Ebene der deutschen Jagdgesetzgebung, muss die Grundlage des weiteren Handelns sein“, so Schmidt. Dabei gelte es ebenso wie in Schweden eine wildökologische Raumplanung umzusetzen, bei der man beispielsweise in größeren Waldgebieten viel entspannter mit dem Wolf sein könnte, als in Regionen mit Weidetierhaltung.

Gleichzeitig plädieren die Verbände im Forum Natur dafür, den schwedischen Vorschlag aufzunehmen und zukünftig von Begriffen wie „Wölfen in der Nähe von Menschen“, statt von sogenannten „Problemwölfen“ zu sprechen. Statt sich hinter verniedlichenden Fachbegriffen zu verstecken, müsse es zukünftig darum gehen, dass wir auch in der deutschen Debatte auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Das sich die Wölfe in Brandenburg wieder einem günstigen Erhaltungszustand der Population nähern, wird von den Verbänden im Forum Natur ausdrücklich begrüßt. Wenn dieser Zu-stand weiterhin bestehen soll, so müssten jetzt die rechtlichen und administrativen Voraussetzungen für ein aktives und vorurteilsfreies Management dieser Art geschaffen werden. „Hierzu erhoffe ich mir neue Impulse und eine vorurteilsfreie Debatte dieser in der Landespolitik“, so Schmidt abschließend.

Ansprechpartner: Gregor Beyer, Geschäftsführer (+49 151 22655769)

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