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Brandenburger Wolfsmanagementplan überarbeitet

Brandenburger Wolfsmanagementplan überarbeitet

Potsdam – Das Umweltministerium hat heute den überarbeiteten Wolfsmanagementplan vorgelegt. Dieser umfasst drei Teile. Neben aktualisierten Angaben zum laufenden Wolfsmanagement gibt es einen umfassenden Serviceteil mit allen wichtigen Kontaktdaten, Förderrichtlinien und Vorschriften zum Wolf. Als bundesweite Besonderheit sind im Mittelabschnitt des Plans insgesamt 29 Thesen über die künftige Weiterentwicklung des Wolfsmanagements in Brandenburg enthalten. Die Thesen sind von den Landnutzer- und Naturschutzverbänden und dem Ministerium gemeinsam entwickelt worden und werden von allen Beteiligten mitgetragen.

Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger betont: „Der neue Wolfsmanagementplan hat insbesondere durch die gemeinsam mit Landnutzer und Naturschutzverbänden erarbeiteten Thesen an Qualität gewonnen. Es ist beachtlich, dass es trotz der scheinbar häufig weit auseinanderliegenden Positionen zum Wolf gelungen ist, ein gemeinsam getragenes Thesenpapier zu entwickeln.“

Die Erarbeitung der Thesen erfolgte in einem längeren Dialogprozess, zu dem das Ministerium eingeladen hatte.

Kommunikationsexperten der Universität Viadrina Frankfurt (Oder) unterstützten dabei die Diskussion. Auf dieser Grundlage soll künftig konstruktiv weitergearbeitet werden, so dass die Thesen auch praktikabel und zeitnah mit Leben gefüllt werden. Ein erstes Ergebnis ist auch schon erreicht: die geforderte vollständige Förderung der Anschaffung von Herdenschutzhunden und Herdenschutzzäunen wurde durch die EU genehmigt. Eine entsprechende Richtlinie ist seit einiger Zeit in Kraft und kommt zur Anwendung.

Stellvertretend auch für die Landesverbände von BUND, NaturFreunden, ÖJV sowie für IFAW und WWF äußert sich Christiane Schröder, Geschäftsführerin des NABU Brandenburg, optimistisch: „Unabhängig von der Zahl der Wölfe ist Weidetierhaltung nur mit guten Präventionsmaßnahmen möglich und der Abschuss von Wölfen soll auch weiterhin das letzte Mittel sein, um regionalen Konflikten entgegenzutreten. Doch damit ein Nebeneinander von Weidetierhaltung und Wolf möglich ist, brauchen wir auch Forschung und technische Entwicklung für neue Wege der Prävention. Die sachlichen und konstruktiven Gespräche sollten daher dringend fortgesetzt und vertieft werden.“

„Der nunmehr dritte Wolfsmanagementplan für Brandenburg ist für keinen der beteiligten Verbände eine Ideallösung. Sehr wohl aber ein nach einem langen Weg gemein-sam gefundener Kompromiss für die Lösung der zukünftigen Herausforderungen“, so Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands und Vorstand im Forum Natur. Man gehe diesen Weg mit, weil unter der Voraussetzung der Feststellung des „günstigen Erhaltungszustandes“ der Wölfe durch die Bundesministerien, der Weg zu einem aktiven Management erstmals deutlich aufgezeigt wird. „Dies ist ein bundesweites Novum für einen Wolfsmanagementplan. Damit übernimmt Brandenburg, das erste deutsche Bundesland mit einem Wolfsmanagement und einer Wolfsverordnung, erneut eine Vorreiterrolle, von der wir uns für die Zukunft viel versprechen“, so Wendorff. Gleichwohl gelte es nun gemeinsam den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, wozu man ausdrücklich auch die Umweltverbände einlade.

Auch der Vorsitzende des Schafzuchtverbands Knut Kucznik betont: „Mitentscheidend für die Akzeptanz ist die hundertprozentige Finanzierung der Anschaffung und des Unterhalts der Präventionsmaßnahmen incl. Mehraufwand für Herdenschutzmaßnahmen, der Weidetierhaltern durch die Anwesenheit von Wölfen entsteht.“

Hintergrund:

An der Erarbeitung des Wolfsmanagementplans waren u.a. folgende Verbände beteiligt:

  • Bauernbund Brandenburg
  • BUND Brandenburg
  • Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg
  • Forum Natur Brandenburg
  • IFAW
  • Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Brandenburg
  • Landesbauernverband Brandenburg
  • Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände
  • Landesjagdverband Brandenburg
  • Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg
  • NABU Brandenburg
  • Ökologischer Jagdverband
  • Pferdezuchtverband Brandenburg-Anhalt
  • RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg
  • Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg
  • Waldbesitzerverband Brandenburg
  • WWF

Der neue Wolfsmanagementplan Brandenburg umfasst drei Teile.

Der erste Teil beschreibt den Status quo des Wolfsmanagements in Brandenburg, das aus Beratung/Information durch Wolfsbeauftragte vor Ort, einem Monitoringsystem mit Darstellung der Entwicklung der Wolfspopulation und des Rissgeschehens, den Fördermöglichkeiten für die Anschaffung von Herdenschutzhunden und wolfssicheren Zäunen, den Regelungen zum Schadensausgleich bei Wolfsrissen und den Regelungen zum Umgang mit sogenannten Problemwölfen in der Wolfsverordnung besteht.

Der zweite Teil umfasst die 29 gemeinsam entwickelten Thesen zu Wolf – Mensch, Weidetierhaltung – Wolf, Aktives Management, Monitoring, Zukunft der Weidetierhaltung, Prävention, Präventionsförderung, Schadensausgleich, Kommunikation und Forschung sowie Rissbegutachtung. Nicht die Unterscheide zwischen den Auffassungen werden dort betont, sondern die gemeinsame Sicht auf erforderliche Handlungsansätze steht im Mittelpunkt dieser Thesen.

Der dritte Teil ist eine Übersicht aller relevanten Ansprechpartner und Richtlinien zum Thema Wölfe in Brandenburg. Hier werden Adresslisten/Kontakte/Meldestellen, Mindeststandards, zumutbare Herdenschutzmaßnahmen, die Schadensausgleichsrichtlinie, die Richtlinie Prävention und die Brandenburgische Wolfsverordnung (BbgWolfV) zusammengefasst.

Die Aufhebung der engen Beihilfeobergrenze für Prävention ist eine wichtige Grundlage um auch künftig Präventionsmaßnahmen in angemessenem Umfang fördern zu können. Bislang war diese Förderung nur bis maximal 15.000 Euro innerhalb von drei Jahren pro Betrieb möglich. Durch eine entsprechende Genehmigung der EU konnte dies nun aufgehoben werden und schlägt sich in der Förderrichtlinie des Landes entsprechend nieder (https://mlul.brandenburg.de/mlul/de/service/foerderung/natur/praevention-schaeden-wolf-biber).

Extensive Weidetierhaltung ist nicht nur eine Form der artgerechten Erzeugung tierischer Produkte, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Landschaftspflege und zum Erhalt von Lebensräumen und Arten.


V. i. S. d. P.:

Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg
Pressesprecher Dr. Jens-Uwe Schade
Telefon: +49 (0331) 866 70 16
Fax: +49 (331) 866 70 18
E-Mail: Pressestelle@mlul.brandenburg.de
Internet: www.mlul.brandenburg.de

Forderungen zu den Koalitionsverhandlungen: Landnutzung und Naturschutz miteinander versöhnen, Dialog leben!

Forderungen zu den Koalitionsverhandlungen: Landnutzung und Naturschutz miteinander versöhnen, Dialog leben!

Wendorff: „Wir brauchen einen neuen Brandenburger Weg des Miteinander von Stadt und Land!“

Weber: „Die neue Landeregierung wird vielfältiger. Diese Vielfalt muss auch in der Politik ankommen!“

Hammerschmidt: „Wir fordern einen Kulturlandschaftsbeirat, der dem ländlichen Raum eine Stimme gibt!“

Anlässlich der seit gestern laufenden Koalitionsverhandlungen von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen haben sich die Verbände im ländlichen Raum mit sechs Punkten an die Verhandlungspartner gewandt. Nach Jahren der Stagnation in der Agrar- und Umweltpolitik sehen die Verbände den Zeitpunkt gekommen, um Landnutzung und Naturschutz miteinander zu versöhnen und dabei den dringend notwendigen Dialog zu beleben. „Wir brauchen einen neuen Brandenburger Weg, der die brachliegenden Synergien zwischen Stadt und Land zukünftig in den Fokus stellt“, so Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes und Vorstand im Forum Natur. Dabei gelte es auch die weitgehende Ignoranz des Verwaltungshandelns der letzten Jahre gegen-über der ländlichen Bevölkerung zu überwinden. Der Koalitionsvertrag müsse ein deutliches Signal in Richtung eines Brandenburger Weges setzen, der auf Anerkennung der Partner im ländlichen Raum und ihrer Interessen als Nutzer der Kulturlandschaft aufbaut.

So bemängeln die Verbände, dass in den vergangenen Jahren die Schere zwischen den urbanen und den ländlichen Räumen immer weiter auseinander gegangen sei. Abgesehen von den Wahlergebnissen würden sich zwischenzeitlich wesentliche Bevölkerungskennzahlen, die Infrastruktur und ganz besonders die Lebensqualität zwischen Stadt und Land diametral unterscheiden. So verspiele man momentan die Vielfalt, die das Land Brandenburg ausmacht. „Für das Land wie für die Politik gilt, dass Vielfalt eine Chance ist und Vielfalt Dialog bedeutet“, so Thomas Weber, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes und Vorstand im Forum Natur. Es gelte die Potentiale des Ländlichen Raumes zu aktivieren und sich dabei gleichzeitig den immer umfänglicheren Herausforderungen der Landnutzung zu stellen. Dabei stehe das ungehobene Potential der Frostwirtschaft in Brandenburg nur stellvertretend für manches brachliegende Feld, dem sich die neuen Partner widmen müssten.

Als zentrale Forderung fokussieren die Verbände auf die Einrichtung eines Kulturlandschaftsbeirates, der als Beratungsgremium mit Rederecht beim Landtag angesiedelt sein soll. „Wir müssen die Sprachlosigkeit und das aneinander vorbei agieren verschiedener Partner überwinden“, so Rudolf Hammerschmidt, Vorsitzender der Familienbetriebe und Vorstand im Forum Natur. Zukünftig dürften nicht nur Beiräte bei der Landesregierung angesiedelt sein, sondern es müsse auch sichergestellt werden, dass der Gesetzgeber Dialoge initiiere und der Ideentransfer in und aus dem ländlichen Raum sichergestellt ist.