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Kormoran, Biber, Wolf und Co -es bewegt sich was!

Kormoran, Biber, Wolf und Co -es bewegt sich was!

Die Debatte um die sogenannten Problemtierarten gewinnt in den vergangenen Wochen deutlich an Fahrt. Die immer deutlicheren Widersprüche zwischen verschiedenen Schutzzielen führen zu einer interessanten Dynamik in Land, Bund und EU.

Es ist für die Fischer, Angler und Teichwirte seit vielen Jahren leidvolle Erfahrung, dass ehemals gefährdete Arten aufgrund ihres Wiedererstarkens zu erheblichen Beeinträchtigungen der Fischereiwirtschaft führen. Dieses Phänomen trifft insbesondere auf den Kormoran mit seinem direkten Einfluss auf die Fischbestände zu. Weitere Arten, wie beispielsweise der Biber oder der Silberreiher führen zu neuen und sich immer stärker potenzieren Problemen.
Wurden diese Probleme über Jahre hinweg von der Gesellschaft und der Politik oftmals einfach abge-tan, so sind nun auch weitere Landnutzer betroffen. Die Speerspitze dieser Entwicklung bilden momentan unsere Weitetierhalter, die durch das Wiedererstarken der Wolfspopulation in Brandenburg betroffen sind. Und es bedarf keiner prophetischen Begabung um sich auszumalen, dass mit Tierarten wie dem Elch oder in jüngster Zeit sogar dem Wisent die Frage im Raum steht, wann auch die Forst-wirtschaft von ähnlichen Problemen betroffen sein wird.

Da diese Probleme trotz Vorhandensein dieser Arten über viele Jahrhunderte hinweg beherrschbar waren und das Management dieser Arten zum selbstverständlichen Handwerkszeug der Landnutzer gehörte, können die Ursachen dafür weder im Bereich der nicht vorhandenen Mittel, noch im fehlenden Wissen der Landnutzer liegen. Es ist vielmehr einzig und allein der falsch justiert rechtliche Handlungs-rahmen, der die Landnutzer in ihren Möglichkeiten erheblich einschränkt, in Bezug auf viele Arten ge-radezu zur Untätigkeit verurteilt.
Ursächlich dafür sind die „FFH- und die Vogelschutzrichtlinie“, die so etwas wie das Grundgesetz des Naturschutzrechts darstellen. Diese Richtlinien gingen seinerzeit von der Grundannahme aus, dass sich „der Zustand der natürlichen Lebensräume und Arten im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten unaufhörlich verschlechtert“. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, sehen sie die Schaffung eines Schutzgebietsnetzwerkes vor, in welchem die Lebensräume und die in ihnen lebenden Arten in einem „günstigen Erhaltungszustand“ gehalten werden sollten. Allerdings ordneten sie die Arten in annähernd unveränderliche Anhänge ein und band Änderung an einstimmige Ratsbeschlüsse. Mit dieser Scheinmöglichkeit der Veränderung des Schutzsatus hat die EU ein System geschaffen, gegen das die Planwirtschaft der ehemaligen DDR ein geradezu hochdynamischer marktwirtschaftlicher Ansatz war.
Dass die heutige Debatte eine solche Dynamik bekommt, hängt vor allem mit den immer deutlicher werdenden Widersprüchen zwischen verschiedenen Schutz- und Nutzungszielen und dem Unvermögen des Schutzsystems zusammen, auf den eigenen Erfolg und dadurch bedingte Veränderung in unseren Kulturlandschaften mit der notwendigen Schnelligkeit zu reagieren. Die Problemtierarten machen uns immer deutlicher, dass die von der Umweltseite gerne gepflegten Weltbilder sich spätestens bei der Konfrontation mit der Wirklichkeit in unseren Kulturlandschaften als Luftschlösser erweisen. So mag man den Gefährdungsgrad der Kormorane einschätzen wie man will, an ihrem erheblichen Einfluss auf ebenfalls geschützte Fischarten lässt sich langfristig nicht zweifeln.

Für die Öffentlichkeit noch deutlicher werden diese Widersprüche beim emotional diskutierten Thema der Wölfe, da diese zwischenzeitlich immer deutlicher die Existenz der Weidewirtschaft in unserem Land infrage stellen. Genau wie die Teichwirtschaft ist auch die Weidehaltung aber unabdingbare Voraussetzung für den Erhalt vieler ebenfalls unter Schutz stehender Arten und Lebensräume. Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass der maßgeblich durch den Landesfischereiverband mit organisierte Besuch des für Fischerei zuständigen EU-Kommissar, Karmenu Vella, auch zu einem intensiven Dialog auch unter Beteiligung von Ministerpräsident Dietmar Woidke geführt hat. In einem mehrseitigen Schreiben drang dieser im vergangenen Jahr darauf, gemeinsam konkrete Schritte zu unternehmen und so den notwendigen Artenschutz und die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Fischereibetriebe und Teichwirt-schaften unter einen Hut zu bringen. Das nunmehr vorliegende Antwortschreiben von Karmenu Vella geht ungewöhnlich umfangreich auf diese Anregung ein und schließt sich ihnen an.
Besonders erfreulich ist es, dass die Belange der Fischerei nun im Fokus einer Reihe von zukünftigen Vorhaben stehen sollen. Neben der Erarbeitung eines EU-weiten Managementansatzes für den Kormo-ran, soll ein intensiver Dialog über das Kormoranpopulationsmanagement auf biogeographischer Ebene angestoßen werden. In einem übergeordneten politischen Treffen sollen die Möglichkeiten einer rechtlich abgesicherten Entschädigungs- und Präventionspraxis geschaffen werden. Diese Aktivitäten korrespondieren erfreulicherweise auch mit vielfachen Initiativen sowohl auf der Bundes-, als auch auf der Landesebene. So ist die Überprüfung des Schutzstatuts verschiedener Tierarten Gegenstand mehrerer Befassungen im brandenburgischen Landtag. Ein durch die CDU-Fraktion vorangetriebener An-trag führt im Agrarausschuss des Landtages zur Befassung mit der Einführung einer sogenannten Schutzjagd auf Wölfe nach skandinavischem Vorbild. Alles dies zeigt deutlich, dass sich die bestehenden Widersprüche im FFH-Recht nicht mehr so einfach wegdiskutieren lassen.

Aktuellstes Beispiel dafür sind auch die Formulierungen im Koalitionsvertrag einer möglicherweise neuen Bundesregierung, wonach „die EU-Kommission auffordert wird, den Schutzstatus des Wolfes abhängig von seinem Erhaltungszustand zu überprüfen, um die notwendigen Bestandsreduktion herbeiführen zu können“. Das genau dieser Ansatz noch dringlicher für die Arten Kormoran, Silberreiher und Biber ist, steht außer Zweifel.
Alles in allem zeigt sich deutlich, dass die Aktivitäten der Verbände in Brandenburg einen erheblichen Beitrag dazu leisten, dass diese seit vielen Jahren überfällige Diskussion jetzt auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene geführt wird und zum ersten Mal etwas Bewegung aufkommt. Um diesen Prozess aufrechtzuerhalten wird es auch weiterhin notwendig sein, dass die Verbände auf die intensive Unterstützung der von den Problemtierarten betroffenen Betriebe zurückgreifen können. Diesbezüglich geht ein herzlicher Dank sowohl an die Mitglieder des Landesfischereiverbandes Brandenburg, als auch an die vielen Angelvereine, die das Forum Natur im vergangenen Jahr nicht zuletzt durch ihre Beiträge und durch zahlreiche Spenden unterstützt haben.

Der Beitrag von Gregor Beyer ist erstmalig im „Märkischen Fischer“, Ausgabe 64 | April bis Juni 2018, erschienen.

„Märkischen Fischer“, Ausgabe 64 | April bis Juni 2018, zum download: MärkischerFischer_64_2018

Erneut landesweite Wolfswachen in Brandenburg

Erneut landesweite Wolfswachen in Brandenburg

Erneut landesweite Wolfswachen in Brandenburg Verordnung anwenden – Gesetze ändern!

Die im Forum Natur organisierten Verbände unterstützen die zweite landesweite Nacht der Wolfs-wachen am 09. März, bekunden ihre Solidarität mit den Tierhaltern und fordern: Überall, wo Wölfe in menschliche Siedlungen vordringen oder Weidetiere gefährden, müssen sie in Zukunft bejagt werden können.

Machen Sie mit!

Freitag, 09.03.2018, ab 18:00 an den nachfolgenden 21 Orten:

19357 Birkholz (PR), 19336 Lennewitz (PR), 14715 Spaatz (HVL), 16845 Michaelisbruch (OPR), 16866 Teetz (OPR), 16792 Wesendorf (OHV), 17291 Zollchow (UM), 15320 Großbarnim (MOL), 15518 Rauen (LOS), 15898 Wellmitz (LOS), 03130 Jämlitz (SPN), 03096 Guhrow (SPN), 03205 Craupe (OSL), 04916 Polzen (EE), 15910 Leibsch (LDS), 14550 Krielow (PM), 13469 Lübars (B), 15859 Rieplos (LOS), 14943 Stülpe (TF), 14943 Rönnebeck (OPR), 14552 Stücken (PM)

Eine Karte der genauen Standorte finden Sie unter: www.BrandenburgWolf.de Ende vergangenen Jahres hat das zuständige Ministerium erstmalig in einem deutschen Bundesland eine „Wolfsverordnung“ auf den Weg gebracht. Diese sollte bisher aufwändige Verfahren auf der Ebene der Land-kreise vereinfachen und zu beschleunigten Entscheidungen für den Umgang mit Wölfen führen. Nachdem erste Anträge nach dieser Verordnung gestellt sind, müssen die Verbände im ländlichen Raum feststellen, dass sich bislang keinerlei Veränderung in der Situation ergibt. Weder gibt es fachliche Reaktionen, noch praktisches Handeln von Seiten der Landesverwaltung. Vielmehr steigen mit der Zahl der Wölfe auch die Zahl der Angriffe auf Weide- und Haustiere dramatisch an. Aktuell sind selbst Übergriffe auf Haustiere innerhalb des Siedlungs-bereiches zu verzeichnen. Mit der gerade begonnenen Abkalb- und Ablammsaison wird sich diese Situation in den kommenden Wochen weiter verschärfen. Alles das geht mit einem rapiden Verlust für die Akzeptanz des Wolfes in der Bevölkerung einher. Die Verbände fordern daher:

 

  • Der strenge Schutzstatus des Wolfs im Europäischen Naturschutzrecht muss gelockert werden, weil die Art längst nicht mehr gefährdet ist, aber ihrerseits die extensive Weidehaltung bedroht.
  • Der Wolf muss mit einer Jagdzeit und festzusetzenden Quoten zur Entnahme in das deutsche Jagd-recht aufgenommen werden, so dass die Zahl der Wölfe reguliert werden kann.
  • Wo Wölfe Schaden anrichten, müssen sie durch Schutzjagden nach schwedischem Vorbild zurückge-drängt werden.
  • Wenn Wölfe Weidetiere angreifen, muss die Wolfsverordnung Tierhaltern und Jägern das Recht zubil-ligen, diese zur Abwendung der Gefahr zu töten.
  • Im Wolfsmanagementplan müssen „Schutzgebiete“ (z.B. Naturreservate, Truppenübungsplätze, Tage-baukippen) definiert werden, in die der Wolf sich zurückziehen kann.
Die Macht des Faktischen schafft der Wolf selbst!

Die Macht des Faktischen schafft der Wolf selbst!

Herr Beyer, was erhoffen Sie sich von den zweiten Wolfswachen? Die Reaktionen und Folgen der ersten Wolfswachen vom vergangenen Jahr waren durchaus sehenswert.

So ist es! Es war eine unserer besten Entscheidungen im vergangenen Jahr zusammen mit unseren Partnern und Mitgliedsverbänden die erste brandenburgweite Nacht der Wolfswachen zu organisieren. Seitdem hat sich der Fokus von einer Diskussion der Betroffenen in den öffentlichen Raum bewegt und dabei auch für viel -teilweise unerwarteten- Zuspruch gesorgt. Wir dürfen eben keine Angst haben unsere Themen zu transportieren; gerade dann, wenn es keine einfachen sind. Deshalb werden wir auch am 9. März wieder mit dabei sein!

Das Forum Natur Brandenburg schätzt es durchaus, dass die Wolfsverordnung vom Land Brandenburg im Eiltempo durch die Instanzen gegangen ist – hält sie jedoch für inpraktikabel. Nun wurde von einem Landwirt das erste Mal Antrag gestellt, die Wolfsverordnung anzuwenden und das Dobbrikower Wolfsrudel zu entnehmen. Haben Sie eine Prognose, wie sich dieser Fall entwickeln wird?

Für uns war bei aller deutlich vorgetragenen Kritik an der gegenwärtigen Verordnung immer klar, dass diese die Chance erhalten soll sich in der Praxis zu bewähren und dann ein abschließendes Urteil zu fällen sein wird! Daher unterstützen wir auch den Landwirt, der nun nach Recht und Gesetz einen ersten Antrag gestellt hat. Nun hat die Verwaltung die Chance auch den praktischen Beweis dafür anzutreten, dass die von ihr gewollte Wolfsverordnung die bestehenden Probleme löst. Eine persönliche Prognose wie das ausgeht habe ich zwar -aber man will natürlich fair sein und der Verwaltung die Chance lassen.

Der Bauernbund, der förderndes Mitglied des Forum Natur Brandenburg ist, vertritt eine radikale Notwehr-Position. Ihre unterscheidet sich davon. Inwiefern und warum?

Der Bauernbund hat eine Frage aufgeworfen von der ich immer vorausgesagt habe, dass sie sich unweigerlich stellen wird, wenn die Politik beim Wolf weiterhin so kläglich versagt. Ich bin nun sehr gespannt auf die juristische Begründung, die der Bauernbund ja in Kürze vorlegen will. Gleichsam gilt für das Forum Natur unmissverständlich: „Wir stehen fest auf dem Boden unserer Gesetze!“ Dort wo sich diese als fehler- oder lückenhaft erweisen, kämpfen wir dafür, dass sie sich ändern. Die Macht des Faktischen, an der nach meiner festen Überzeugung auch die Politik langfristig nicht mehr vorbeikommen wird, die schafft der Wolf selbst!

Dennoch unterstützen Sie den Bauernbund?

Als wir das Forum Natur gegründet haben wurde ich von einem Journalisten gefragt, ob wir die neue „Einheitsfront der Landnutzer“ seien. Ich habe damals geantwortet, dass wir etwas viel Besseres sind als eine Einheitsfront. Denn wir werden getrennt marschieren und am Ende immer vereint schlagen. Sie dürfen absolut sicher sein, dass das auch auf den Bauernbund zutrifft.

Die Abkalbesaison steht vor der Tür, 2017 wurden an geschädigte Halter von Nutztieren allein 86.000 Euro ausgezahlt, fast das Doppelte des Betrags von 2016. Die Landesregierung möchte deswegen einen Wolfsjäger anstellen und hat eine Stellenanzeige geschaltet. Was halten Sie davon?

Ich halte davon gar nichts! Und bin sehr froh, dass wir uns bezüglich der Wolfsverordnung zumindest dahingehend durchgesetzt haben, dass nunmehr ein Vorrang der Jagdausübungsberechtigten vor dem Zugriff eines sogenannten „staatlichen Wolfjägers“ in der Verordnung aufgenommen ist. Was wir definitiv nicht zulassen werden -und zwar ganz unabhängig davon, ob der Wolf formal jagdbares Wild ist oder nicht ist- dass bewaffnete private Wolfsjäger durch unsere Reviere schleichen. Bezüglich der Frage, wie verfahren werden kann, wenn die Jagdausübungsberechtigten das praktische Management nicht selbst übernehmen wollen, haben wir der Landesregierung auf Basis unserer Mitgliedsverbände einen praktikablen Vorschlag unterbreitet. Die Reaktion der Verwaltung wird für uns ein wesentlicher Maßstab für unser weiteres politisches Vorgehen sein.

Was sind Ihre zentralen Forderungen an die Landesregierung in Bezug auf die Wolfsverordnung?

Die Landesregierung muss ganz einfach den Beweis antreten, dass ihre Wolfsverordnung funktioniert. Das bedeutet konkret, dass auf die Anträge betroffener Landwirte bei minimaler Bearbeitungszeit eine praktikable Antwort vorliegen muss. Wenn die Landesregierung nicht in der Lage ist in einer Zeit von maximal vier Wochen auf einen solchen Antrag zu reagieren, dann ist die Wolfsverordnung gescheitert! Wenn Sie in einer Art und Weise auf die Anträge reagiert, die zu keiner Problemlösung führt, dann ist die Wolfsverordnung ebenfalls gescheitert!

In früheren Jahrzehnten waren es die Robben und die Wale, die die Öffentlichkeit bewegten. Heute ist es der Wolf. Warum brennen so viele Menschen für diese Prädatoren?

Der Wolf ist geradezu das personifizierte Symbol für die Sehnsucht des Menschen nach Wildnis! Wer im urbanen Raum lebt, der trägt diese Sehnsucht offenbar in sich. Anders ließe sich psychologisch übrigens nicht erklären, warum sich gerade der Stadtmensch am liebsten mit Outdoorklamotten und schicken SUV durch die Häuserschluchten bewegt! Wie dem auch sei, machen wir doch was draus! Holen wir die Menschen doch ab dort wo sie sind und machen ihnen klar, dass wir uns selbst auch mit dem Wolf identifizieren! Alles was wir ihnen erklären müssen ist die Tatsache, dass derjenige der Wölfe haben will, bereit sein muss sie zu managen, gerne mit SUV und im sündhaft teuren Outfit!

Warum stehen anscheinend so viele Menschen dem gleichgültig gegenüber, wenn Kälber und Schafe gerissen werden bzw. die wirtschaftliche Existenz von Landwirten gefährdet erscheint?

Tun sie das? Mein Eindruck ist eher, dass kaum eine Sache so sehr zum deutlich wahrnehmbaren Meinungswandel beigetragen hat, wie die Bilder von gerissenen Schafen und Kälbern. Die Menschen werden nun auf einmal mit Bildern konfrontiert, die so gar nicht in das heilige Spendensammelschema einiger Verbände passen. Tatsache ist aber, dass wir uns dem Problem stellen müssen, dass insbesondere diejenigen Menschen gegen die sogenannte Massentierhaltung demonstrieren, deren Leben im urbanen Raum tendenziell dem einer „Massenmenschhaltung“ entspricht. Aber nichts ist politisch so produktiv, wie bestehende Widersprüche aufzugreifen -ich halte auch das für eine Chance!

Gehört der Wolf in unsere Kulturlandschaft?

Ferdinand von Raesfeld hat vor über 100 Jahren das Aussterben des Rotwildes in der Kulturlandschaft prophezeit. Wie wir wissen kam es anders! Und das deshalb, weil es die Jäger waren die erkannt haben, dass die Wildtiere genauso wie die Kulturlandschaften selbst immer gemanagt werden müssen. Das Rotwild wie die Wölfe sollten zunächst das Recht haben, sich ihren Lebensraum zu suchen. Und es müssen weiterhin die Jäger sein, die die sich daraus ergebenden Konflikte in unseren Kulturlandschaften lösen und ggf. auch bestimmen, wo die ein oder andere Art nichts zu suchen hat. Alles andere wäre eine Welt die denkbar, aber sinnlos wäre!

Die Fragen stellte Helge von Giese. Es ist in „Wir Jäger“, Ausgabe 03/2018 erschienen.

Wir Jäger, Ausgabe 03/2018 zum download: WirJaeger_3.2018

Bildnachweis: ©RRENOIR CREATIVE STUDIO, Rudi-Renoir Appoldt

Brandenburgische Wolfsverordnung bleibt hinter Erwartungen zurück

Brandenburgische Wolfsverordnung bleibt hinter Erwartungen zurück

Wendorff: „Die jetzige Wolfsverordnung ist maximal ein homöopathisches Beruhigungsplacebo für die Weihnachtsfeiertage!“
Weber: „Brandenburg hat Potential für den Wolf! Was fehlt ist das politische Potential für die mutigen Entscheidungen eines Wolfslandes!“

Im Ergebnis der gestrigen Informationsveranstaltung des MLUL haben sich die betroffenen Verbände des ländlichen Raumes enttäuscht über den aktuellen Stand der Brandenburgischen Wolfsverordnung (BbgWolfV) gezeigt. Der Entwurf erfüllt die in die Wolfsverordnung gesetzten Erwartungen nicht. Mit dem rasanten Anwachsen des Wolfsbestandes wächst auch die Zahl der Situationen, in denen zum Schutz von Menschen oder Weidetieren schnell und effektiv gehandelt werden muss.
Aus Angst vor Klagen seitens anerkannter Naturschutzverbände wurden die Regelungen der Wolfsverordnung sehr zurückhaltend und widersprüchlich formuliert. Zudem soll die Verordnung nur außerhalb der zahlreichen und großflächigen europäischen Naturschutzgebiete gelten, womit mehr als ein Viertel der Landesfläche Brandenburgs vom Geltungsbereich ausgenommen ist. Insbesondere für betroffene Weidetierhalter innerhalb dieser Schutzgebiete eine nicht akzeptable Lösung.

„Ich bin enttäuscht vom aktuellen Entwurf der Wolfsverordnung aus dem Brandenburger Landwirtschaftsministerium; Akzeptanz für den Wolf schafft man so nicht!“, fasst Henrik Wendorff, Präsident des Bauernverbandes und Vorstand im Forum Natur, seinen Eindruck zusammen. Das Papier bietet keinen Ansatz zu einer praxisnahen Lösung der Konflikte zwischen Weidetierhaltern und Wolf. Dass darüber hinaus kein einheitlicher Standard zum Schutz der Weidetiere festgesetzt wird, verstärkt die Verunsicherung bei den Tierhaltern zusätzlich. Es stellt sich die Frage, wie lange Schafe, Rinder und Pferde auf Grünlandflächen noch zum Landschaftsbild Brandenburgs gehörten.
Auch Thomas Weber, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes und Vorstand im Forum Natur, bewertet den Entwurf kritisch: „Der Grad an Praxisferne macht einen sprachlos!“. Dabei könne es auch nicht im Interesse der Umweltverbände sein, dass in der Praxis nicht funktionierende Regularien die Akzeptanz für den Wolf immer weiter schwinden lassen. „Mit großen Arealen auf Truppenübungsplätzen und zusammenhängenden Waldgebieten haben wir in Brandenburg viel Potential für den Wolf. Das heißt aber auch, konsequente und handhabbare Regelungen im Bereich menschlicher Siedlungen und dort, wo Weidetiere gehalten werden.“ Nicht zu akzeptieren sei es zudem, dass das Ministerium nicht willens sei, jagdrechtliche Belange zu berücksichtigen und nunmehr auf „staatliche Wolfsjäger“ zurückgreifen wolle.

Die Verbände fordern die vollständige Überarbeitung des Verordnungsentwurfes noch in diesem Jahr. Die Wolfsverordnung muss als ein wesentliches Element des Wolfsmanagements ein rasches und effektives Eingreifen in Konfliktsituationen ermöglichen. Vorbild dafür ist aus der Sicht der Landnutzerverbände das im nördlichen Europa seit Jahren bewährte Mittel der lokalen Schutzjagd auf Wölfe, wenn diese trotz Schutzmaßnahmen Weidetiere gefährden oder die nötige Distanz zu Menschen und Haustieren vermissen lassen.
Mit Blick auf die morgige Befassung im Agrarausschuss des Landtages appellieren die Verbände daher an die Abgeordneten, das parlamentarische Verfahren zu nutzen und ihrer gesetzgeberischen Verantwortung gerecht zu werden. „Dies ist ausdrücklich nicht die Verordnung der Verbände! Das sind nicht durchführbare Regelungen die beruhigen sollen, aber nur erneute Unruhe schaffen werden“, fasst Wendorff das Problem zusammen.

Ansprechpartner: Gregor Beyer, Geschäftsführer (+49 151 22655769)

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Bund lässt Brandenburg beim Wolf im Stich

Bund lässt Brandenburg beim Wolf im Stich

Bund lässt Brandenburg beim Wolf im Stich – Vogelsänger muss die UMK für klare Worte nutzen!

Wendorff: „Die Realitätsferne des BfN ist mittlerweile die Hauptursache für das Schwinden der Akzeptanz dem Wolf gegenüber“
Wellershoff: „Das Konzept des Bundes zum Wolfsmanagement ist eine verantwortungslose Zumutung für die Bevölkerung in Brandenburg und darüber hinaus!“

Die Mitgliedsverbände im Forum Natur haben sich anlässlich der aktuell veröffentlichten Hand-lungsempfehlungen für das Management von Wölfen* durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) entsetzt gezeigt. Die Tatsache, dass darin beispielsweise Wölfe, die sich über mehrere Tage im Abstand von weniger als 30 Metern von bewohnten Häusern zeigen, als grundsätzlich ungefähr-lich eingestuft werden sollen, sei eine vollständige Verkennung der Realität. „Wenn diese Zumu-tung für die Bevölkerung Gegenstand eines zukünftigen Wolfsmanagements werden würde, dann wäre der endgültige Verlust für die Akzeptanz des Wolfes todsicher“, stellt Dirk Wellershoff, Präsi-dent des Landesjagdverbandes und Vorstand im Forum Natur, klar. Gleichzeitig verweist er darauf, dass der erste sogenannte Problemwolf Brandenburgs, der Ende 2016 mehrere Tage im Vorgarten einer Kindertagesstätte im Havelland zu beobachten war, nach den BfN-Kriterien lediglich „erhöhte Aufmerksamkeit“ verlangt hätte. Erst wenn er auf Menschen aggressiv reagiert hätte, wäre er als gefährlich anzusehen gewesen. Die neueren Verlautbarungen des Bundesamtes reihten sich damit in die Historie von Fehleinschätzungen des deutschen Wolfsmanagements ein.
Das BfN säße immer noch dem Irrtum auf, nach dem Prinzip des „Problemwolfs“ diese Tiere in gute und schlechte Wölfe einteilen zu wollen. Es würde endlich Zeit, dass man sich, wie in den skandina-vischen Ländern bereits üblich, von diesem gänzlich falschen Ansatz verabschiede. Alleine Zeit, Ort und Gelegenheit entschieden beim Wolf darüber, ob das Tier zu einem Problem werde. „Wir for-dern die Landesregierung daher dringend auf, den in der kürzlichen Anhörung des Agrarausschusses diskutierten Ansatz des „Lupus non gratus“ weiter zu verfolgen“, stellt Wellershoff klar. Es müssten für Brandenburg endlich Bereiche definiert werden, in denen Wölfe grundsätzlich nichts zu suchen haben, während andere Areale, wie zum Beispiel große Truppenübungsplätze oder gro-ße zusammenhängende Waldgebiete, im Gegenzug als „Wolfsschutzgebiete“ ausgewiesen wer-den könnten.
Besonders unverständlich sei es auch, dass der Bund die Problemlage bezüglich der Übergriffe von Wölfe auf Weidetiere nicht erkannt habe. Man könne es nur als Starrsinn bezeichnen, dass Wölfe, „die Herdenschutzmaßnahmen überwunden haben und Weidetiere reißen“, in Bezug auf deren Gefährlichkeit nicht anders bewertet werden sollen als Wölfe, die keine Nutztiere töten. „Diesen Ansatz des BfN können wir nur als offene Kriegserklärung an die Weidetierhalter verstehen“, fasst Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes und Vorstand im Forum Natur, seine Kri-tik zusammen. Offenbar sei die Ferne des BfN von den direkt Betroffenen in Brandenburg, die sich schon mit der Verweigerung an der Teilnahme der Ausschussanhörung im Brandenburgischen Landtag gezeigt habe, einer realistischen Einschätzung nicht zuträglich.
Die Verbände im Forum Natur fordern Minister Vogelsänger auf, anlässlich der in der nächsten Wo-che stattfindenden Umweltministerkonferenz in Potsdam unmissverständlich klarzumachen, dass ein solch verfehlter Ansatz des BfN niemals Gegenstand einer brandenburgischen Wolfsverord-nung oder gar des landesweiten Wolfsmanagements sein könne. „Der Bund muss erkennen, dass seine unrealistische Verweigerungshaltung für pragmatische Problemlösungen mittlerweile der Hauptgrund für das Schwinden der Akzeptanz dem Wolf gegenüber im ländlichen Raum ist. Gleich-sam wirft dies auch die Frage auf, wer bei möglichen Wolfsangriffen auf einen Menschen zukünftig zur Verantwortung gezogen wird“, so Wendorff abschließend.

Ansprechpartner: Gregor Beyer, Geschäftsführer (+49 151 22655769)
* Hintergrund: Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das
Management, in Heft 11 von Natur und Landschaft – 92 Jahrgang (2017)

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